Und ich verstehe mittlerweile, wie er zu dieser Aussage kommt und gerade mit Vic kann man genau sehen, wie sein Verhalten sich ändert, je nachdem, wie ich drauf bin. Wenn ich entspannt und zufrieden bin, klappt es gut mit ihm; je verspannter und hektischer ich werde, um so mehr entgleitet er mir. Er hält mir den Spiegel vor. Mir fällt durch ihn auf, wie oft ich mich gestresst fühle, keine Geduld habe und leicht sauer werde. Oft benehme ich mich wie eine strenge Lehrerin, die nur die lieben und netten Kinder leiden kann und die stink sauer wird, wenn nicht alles sofort so gemacht wird, wie sie es will.
Und so ist die Aussage von Millán wohl auch zu verstehen. Jeder Hund kommt mit besten Voraussetzungen an, um zu einem super Familienmitglied zu werden (natürlich mit der entsprechenden Erziehung), aber wenn wir selbst einem Sack voll Problemen mit uns rumtragen, dann deckt der Hund diese sofort auf und zwingt uns, daran zu arbeiten, wenn wir denn ein harmonisches Zusammenleben wünschen. Nur leider lernen wir meist langsamer als der Hund und brauchen vermutlich länger, bis uns der Zusammenhang zwischen dem Verhalten des Hundes und unserem eigenen auffällt. ;-)
Daher kann es wohl gut sein, dass ich mit Dingen zu kämpfen habe, die bei euch gar kein Problem sein werden und ihr dafür andere Sachen aufdecken werdet, an denen ihr arbeiten müsst - dank euerem neuen Psychologen Vic. Ich bin auch mal gespannt, ob ihr Unterschiede merkt, je nachdem ob er mit Tini oder Marc unterwegs ist.
Aus der Praxis: Ich gebe mir jetzt Mühe, die Oberlehrerin zuhause zu lassen und versuche mich eher wie die Kindergartentante zu benehmen, die jeden Quatsch mitmacht, immer die Jackentasche voller Bonbons hat, die nicht schimpft sondern im Spiel versucht, die Aufmerksamkeit aller zu erhalten. Und die sich über jeden kleinen Erfolg freut und diesen ausgiebig feiert, statt sich über das zu ärgern, was noch nicht klappt.
Und es läuft tausend mal besser so, und zwar mit Vic und mit Cali. Letztere klebt an meinem Hintern und denkt gar nicht daran, wo anders hin zu laufen, wo sie doch weiss, dass die Jackentasche voller Würstchen ist. Und Vic lernt, dass es sich lohnt, zu mir zu kommen und er kann schon toll sitzt machen. Und Beifuss laufen geht auch streckenweise schon ganz super, solange keine Ablenkung unseren Weg kreuzt. :-)